Bereits
im Mittelalter befanden sich in der Hanse- und Hafenstadt
Bremen die letzten Brücken, die über die Weser führten.
Zu dieser Zeit waren es meist Händler und Kaufleute, die
sich aus Zeitgründen im Bereich von Vegesack bzw. Lemwerder
mit dem Boot über die Weser rudern ließen, um bei
Altenesch wieder auf einen bedeutenden Handelswege(sic)
der damaligen Zeit, nämlich die Flämische Straße zu gelangen.
Auch Vieh konnte in etwas größeren Booten sicher über die
relativ flache Weser bzw. Ochtum gestakt werden.
[...]
Auf einem sogenannten Prahm wurden bis in unser Jahrhundert hinein
Vieh und Fuhrwerke über die Weser, Lesum und Ochtum gestakt.
Schon im Mittelalter war, von der geologischen Lage aus gesehen,
die Schaffung eines Übergangs über die Weser auf der Oldenburger
Seite im Bereich von Lemwerder und auf der Bremer Seite im Bereich
von Vegesack und Fähr am günstigsten.
Wer aus dem Oldenburger bzw. Stedinger Land kam und zu den
auf dem rechten Weserufer gelegenen Geestdörfern wollte, wählte
diesen kurzen Weg über die Weser.
Weiter landeinwärts, wie z.B. südlich von Altenesch mußte man,
um nach Lesum zu gelanden, die Ochtum, die Weser und auch noch die
Lesum überqueren, welches damals sehr viel Zeit in Anspruch nahm
und auch nicht ganz ungefährlich war.
Nach Lüder Halenbeck gab es schon im 13. Jahrhundert beim Fährgrund
in Fähr eine Fähre über die Weser.
Eigentümer dieser Fähreinrichtung waren die angesehenen
Ritter von Oumünde (Aumund), die u.a. auch die Zollhoheit
und in Lemwerder das Zehnten-Recht besaßen.
Im Jahre 1305 verkaufte der damalige Ritter Johann von Oumünde
für 12 Mark die gesamte Fähreinrichtung incl. Zollhoheit an die Stadt
Bremen.
So gut wie keine Überlieferungen existieren aus den nachfolgenden
Jahrzehnten.
Der Grund hierfür ist wahrscheinlich in der
Tatsache zu suchen, daß sich beide Weserufer im Besitz der
Bremer Erzbischöfe befanden und urkundlich beglaubigte Verträge
bezüglich des Fährwesens nicht notwendig waren.
[...]
Im Mittelalter waren für den mit Bremen geführten Handel die Fähren
über die Ochtum von sehr großer Bedeutung.
Diese hatten zur damaligen Zeit noch einen wesentlich höheren
Stellenwert als die Fährverbindungen von Lemwerder nach
Vegesack oder Fähr.
Dieses kommt daher, daß eine dieser Fähren ein Teil der nach
Bremen führenden alten Friesischen- oder Flämischen Straße
war und nahezu der gesamte Landverkehr, der aus dem Westen kam und nach
Bremen wollte, die Ochtum an dieser Stelle überqueren mußte.
Entsprechend dem Verlauf der Friesischen Straße (sie ist auch
identisch mit dem Verlauf der heutigen Feldstraße, die von
Süderbrook nach Deichhausen geht) muß sich
diese mittelalterliche Fährstelle, die bereits 1377 existiert
haben soll, unweit des einstigen Vogteisitzes Weyhausen
(heutiges Gut Weyhausen) befunden haben.
Im Jahre 1180 soll es hier sogar eine Brücke über die Ochtum
gegeben haben.
Die sogenannte Fährgerechtigkeit für die Ochtum- und Weser-Fähren
wurde im Mittelalter vom Erzbischof Heinrich von Bremen
beansprucht.
In einer Klageschrift, die im Winter 1465/66 abgefaßt wurde,
beschwerte sich der Bischof, als Administrator des
Erzstiftes Bremen, über die Eingriffe des Grafen Gerd von Oldenburg
in seine Gerechtsame.
Dadurch entstand ein so heftiger Streit zwischen dem Erzbischof
und dem Grafen, daß sich die Gerichte dieser Angelegenheit
annehmen mußten.
Obwohl bereits 1377 der Erzbischof Albert von Bremen unter
anderem auch die Fähre über die Ochtum an Junker Kersten,
Grafen von Oldenburg verpfändet hatte, wurde am 17. März 1466
dann durch einen Schiedsspruch des Reichskammergerichtes die
Fährgerechtigkeit dem Erzbischof Heinrich von Bremen zugesprochen.
Die Pächter der Fährbetriebe, die zu dieser Zeit ein sehr hohes
Ansehen hatten, mußten für die Nutzung der Wasserwege eine nicht
gerade geringe Pacht an die Obrigkeit bezahlen.
Auch die von staatlicher Seite gemachten Auflagen zur Führung
eines Fährbetriebes, die regelmäßig kontrolliert wurden, mußten
genauestens beachtet und eingehalten werden.
Leider sind uns aus dieser mittelalterlichen Zeit nur diese wenigen
und zum Teil auch noch dürftigen Angaben erhalten geblieben.
Genauere Angaben über das Fährwesen existieren erst ab Mitte
des letzten Jahrhunderts und werden soweit wie möglich, in den
nachfolgenden Kapiteln beschrieben.